Unterwegs: langes Herbstwochenende in Berlin

An der Spree im Herbst 2017 | Foto: Sabine Wittig

Entlang der Spree

{Werbung (unbezahlt)} Recht spontan waren Herr azurweiss und ich vergangenen November mal wieder im schönen Berlin. Drei Tage, in denen das Wetter beständig zwischen trübgrau und sonniggold hin und her wechselte.

Berlin Weißensee im November 2017 | Fotos: Sabine Wittig

Berlin Weißensee

Ich plane unsere Reisen im Vorfeld gerne – mehr oder weniger akribisch – durch. Erstelle Listen mit Cafés, Restaurants, Läden, Museen & Co. und notier‘ mir die besten Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Einfach, um die Zeit optimal zu nutzen und nichts Spannendes zu übersehen. Dennoch lassen meine Listen stets genügend Raum für Abweichungen und wir halten uns nicht sklavisch an Geplantes.

Diese Ziele standen dieses Mal auf der Agenda: das Studio Hausen in Weißensee, der Laden des Design Labels Neue Tische und der Showroom von Objekte unserer Tage in Mitte, das Hansaviertel und der Flohmarkt in der Straße des 17. Juni. Der Rest ergab sich von alleine.

Studio Hausen Berlin | Foto: Anne Deppe

Regalsystem Link Eiche/schwarz | Foto: Anne Deppe

Durch eine Pressemitteilung, die mir vor einiger Zeit ins Postfach flatterte, war ich auf das schön schlichte Regalsystem ‚Link‘ des Designers Jörg Höltje aufmerksam geworden. Bevors nach Berlin ging hab‘ ich Jörg gefragt, ob er mir ein bisschen was über sein Label Studio Hausen erzählen mag und wir haben uns in seinem Büro auf dem Areal einer ehemaligen Bilderleistenfabrik in Weißensee verabredet.

Regalsystem Link von Studio Hausen | Foto: Anne Deppe

Regalsystem Link Eiche/weiß | Foto: Anne Deppe

Das Design des Regals hat mir schon auf den Bildern gefallen. Die Qualität hat mich dann vor Ort überzeugt. Was ich besonders mag: Produziert wird ausschließlich in Deutschland. Gutes Material, solide Handwerksarbeit, kurze Wege. Das Holz für die Regalbretter kommt aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus Europa. Es gibt keine Kleber oder andere Chemikalien, die sich negativ auf das Wohnklima auswirken könnten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Labels, die möglichst schnell möglichst viele Produkte auf den Markt bringen, konzentriert Jörg Höltje sich zunächst auf dieses eine Regal. Als Kunden haben wir dennoch genügend Auswahl. Denn es gibt die Bretter in unterschiedlichen Längen und drei verschiedenen Holzarten (Eiche natur, Esche natur und Esche schwarz gebeizt) und die Bügel sind in schwarz oder weiß zu haben. Außerdem wird das Regal bei Bedarf kleiner oder größer – verschiedene Packages machen’s möglich.

Ich fand den Ausflug nach Weißensee übrigens nicht nur wegen des Treffens mit Jörg spannend. Weißensee ist ein Bezirk mit ganz eigenem Reiz. Manche Straßenzüge wirken – beinahe kulissenartig – als wäre die Mauer eben erst gefallen. Verlassene Gebäude, verblasste Schrift an Fassaden, demolierte Briefkästen und dazwischen – vereinzelt – wie aus dem Ei gepellte frisch renovierte Häuser.

Hansaviertel Berlin | Foto: Sabine Wittig

Hansaviertel

Wenn du dich für Architektur der 1950er Jahre interessierst, möchte ich dir einen Spaziergang durchs Hansaviertel ans Herz legen. Zur Internationalen Bauaustellung 1953 planten Architekten aus aller Welt – darunter Alvar Aalto, Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen und Oscar Niemeyer – Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser und öffentliche Gebäude.

Hansaviertel Berlin | Foto: Sabine Wittig

Hansaviertel

Insgesamt 35 Objekte wurden realisiert – und so lassen sich heute wundervolle Perlen des ‚Neuen Bauens‘ auf recht kleinem Raum bestaunen. Ich hätte ja am liebsten an einigen Türen geläutet und mich auch im Inneren der Häuser umgesehen. Das Hansaviertel erreichst du per S-Bahn (Haltestelle Bellevue) oder U-Bahn (Haltestelle Hansaplatz).

Showroom Objekte unserer Tage Berlin | Foto: Sabine Wittig

Stühle ‚Schulz‘ im Showroom von Objekte unserer Tage (OUT)

Im Juni letzten Jahres erreichte mich die Einladung zur Eröffnung des Showrooms der Objekte unserer Tage (OUT). Extra deshalb nach Berlin zu fahren wär‘ ein bisschen zu aufwändig geworden, aber ich hab‘ mir die Adresse gespeichert. Weil: Die Möbel des jungen Labels fand ich auf Anhieb und durch die Bank unheimlich schön. Schlicht sind sie, raffiniert, geradlinig. Einfach gut!

Showroom Objekte unserer Tage Berlin | Fotos: Sabine Wittig

Showroom Objekte unserer Tage

Und wie Jörg Höltje setzen auch drei OUT Inhaber auf Made in Germany. Dafür arbeiten sie Hand in Hand mit spezialisierten Handwerksbetrieben und ausgewählten Manufakturen. Das Ergebnis: hochwertiges, langlebiges Design. Mag ich. Du findest den OUT Showroom im Haus des Reisens, in der Alexanderstraße 7.

Nicht weit entfernt vom Haus des Reisens – in der Rosa-Luxemburg-Straße 35 – befindet sich das Studio Neue Tische. Schon bei unserem letzten Berlinbesuch hatten Herr azurweiss und ich dort einen schönen, schlichten Esstisch entdeckt (wir waren schon seit längerem auf der Suche). Leider hatte das Studio damals geschlossen und wir mussten mit dem Blick durchs Schaufenster Vorlieb nehmen. Dieses Mal hatten wir uns angekündigt, konnten den Tisch genau betrachten und befühlen. Wir waren uns schnell einig, dass er unseren 25 Jahre alten Buchetisch würdig ersetzen würde und haben ihn bestellt. Im März soll er geliefert werden. Unsere Vorfreude ist groß.

Flohmarkt in der Straße des 17. Juni Berlin | Foto: Sabine Wittig

Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni

Für Samstag hatten wir uns den Flohmarkt an der Straße des 17. Juni (direkt am S-Bahnhof Tiergarten) vorgenommen. Das Angebot dort ist toll. Wir haben viel hochwertiges Vintage Porzellan (KPM, Meissen, Rosenthal) gesehen und feines Design von Art Déco bis Midcentury Modern entdeckt. Die Muße zum intensiven Stöbern und Einkaufen ist uns etwas abhanden gekommen, denn es war an dem Tag sehr kalt und  sehr windig. Glücklicherweise sind’s vom Trödelmarkt zum Café der Porzellanmanufaktur KPM nur ein paar Schritte und wir haben uns mit feinem Kaffee aus feinem Porzellan fürs Frieren entschädigt.

Guten Kaffee getrunken (und nebenbei hübsches Fahrraddesign bewundert) haben wir außerdem im Steel Vintage Bike Café in Mitte (Wilhelmstraße 91). Das beste Abendessen (kreative Schweizer Küche) hatten wir im Nola’s am Weinberg in der Veteranenstraße 9. Auf dem Weg dorthin sind wir über Chairs gestolpert – ein kleines Eldorado für Liebhaber von Vintage Stühlen aus dem Midcentury Modern.

Im Rückblick zu unserer Reise nach Leipzig im letzten Sommer hatte ich schon auf das Zeitgeschichtliche Forum verlinkt. Der Besuch dort hatte uns damals unheimlich beeindruckt. Träger des Zeitgeschichtlichen Forums ist die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die auch in Berlin zwei unbedingt besuchenswerte Ausstellungen zeigt: Alltag der deutschen Teilung im Tränenpalast und Alltag in der DDR im Museum der Kulturbrauerei. Wir haben die beiden Ausstellungen an einem Tag besucht. Im Tränenpalast waren wir gerade noch rechtzeitig um an einer Führung teilzunehmen – sehr, sehr empfehlenswert. Intensiver kann man das Leben in der DDR wohl kaum nachempfinden, wenn man – wie ich – das Leben dort nur vom Hörensagen kennt.

Im März steht die nächste Berlinreise an und die Liste der Ziele entsteht gerade. Charlottenburg spielt eine große Rolle.

Fotos: Anne Deppe (4,5), Sabine Wittig (1-3; 6-11)

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