Vom Concept Store zur gefragten Adresse für Wohnkonzepte: Interview mit Sabine Stadtherr vom Room to Dream in München

Sabine Stadtherr und Sabine Wittig im Room to Dream in München

Hier habe ich schon einmal über Sabine Stadtherr und ihren feinen Interior-Laden Room to Dream im Herzen Münchens geschrieben. Mehr als sieben Jahre sind seitdem vergangen, Sabine und ich sind inzwischen befreundet und im Room to Dream ist das Thema Einrichtungsberatung an die erste Stelle gerückt.

Im Interview erzählt Sabine von ihrer Arbeit als Einrichtungsberaterin:

Liebe Sabine, vor gut zehn Jahren hat du Deinen Concept Store Room to Dream eröffnet, inzwischen hat sich dein Schwerpunkt verändert – du machst jetzt fast nur noch Einrichtungsberatungen …

… genau. Diese Verschiebung hat sich ganz automatisch ergeben. Immer mehr Kundinnen und Kunden haben nicht nur ihre Möbel und Accessoires bei mir gekauft, sondern wünschten sich Unterstützung beim Einrichten. Mein Laden ist inzwischen auch Showroom, in dem ich neue Ideen und Wohnkonzepte präsentieren und meinen Kunden Material- und Farbmuster zeigen kann. Außerdem lade ich regelmäßig Künstlerinnen und Designer ein, die ihre Werke und Produkte bei mir dann für eine begrenzte Zeit anbieten. Im Room to Dream gibt’s also ständig frische Inspirationen.

Du hast in New York, London und Florenz Modedesign studiert und viele Jahre als Strickdesignerin für ein internationales Premium-Label gearbeitet. Wie kam es zum Wechsel in die Interior-Welt?

Ich habe meine „Mode-Zeit“ sehr genossen, bin viel gereist und habe gelernt, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Doch irgendwann fühlte sich die Schnelllebigkeit der Branche nicht mehr gut an. Die Zeit für etwas Neues war gekommen. Mit dem Room to Dream möchte ich ganz bewusst einen Kontrapunkt zur Hektik unseres Alltags, zum ständigen Schneller, Höher, Weiter setzen – deshalb auch die Unterzeile „slow living“.

Wieviel Modedesign steckt in deinen Einrichtungsberatungen?

Als Strickdesignerin habe ich intensiv mit Farben, Farbkombinationen, Texturen und hochwertigen Materialien gearbeitet. Diese Erfahrungen fließen ganz automatisch in meine Konzepte und Vorschläge ein. Im eigenen Zuhause sollte man sich genauso wohl fühlen, wie im Lieblingspullover.

Und was sind die Unterschiede zum Modedesign?

Als Modedesignerin wusste ich nie, wer meine Mode am Ende trägt. Einrichtungsberatung dagegen ist komplett individuell. Ich liebe es, Hand in Hand mit meinen Kundinnen und Kunden zu arbeiten und sie begleiten zu dürfen. Mitzuerleben, wie positiv sich neue Impulse in der Einrichtung auf das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner auswirken, ist unheimlich schön!

Es gibt unendlich viele Quellen, um sich in Sachen Wohnen und Einrichten inspirieren zu lassen. Auf Online-Plattformen wie Instagram und Pinterest kann man Stunden damit verbringen, in fremde Wohnungen und Häuser zu schauen. Was glaubst du, wie wirkt sich diese Informationsflut auf uns alles aus?

Es ist schon bereichernd, wie viele Ideen wir heute per Mausklick bekommen können. Ich weiß noch, wie ich mich in den 1990er Jahren auf meine Geschäftsreisen nach Hong Kong gefreut hatte. Denn dort gab es einen Buchladen, der wunderschöne Einrichtungsbücher verkaufte. Nach solchen Inspirationen musste man bei uns damals lange suchen – heute sind sie im Übermaß verfügbar.

In meinen Beratungen sehe ich, dass dieser Überfluss auch zu Fehlkäufen verführen kann. Zum Beispiel, wenn das Sofa, das man in der Wohnung einer Influencerin so wunderschön fand, im eigenen Zuhause wie ein Fremdkörper wirkt und man es am liebsten schnell wieder los hätte.

Wie kannst du deine Kunden vor solchen Fehlkäufen bewahren?

Ich schaue mir nicht nur die formalen Gegebenheiten wie Grundriss, Größe der Fenster, Raumhöhen etc. an. Mindestens genauso wichtig sind die weichen Faktoren. Gibt es geliebte Erbstücke? Wie werden die Räume oder einzelne Zonen genutzt? Wo fühlen sich die Bewohner besonders wohl und wo halten sie sich nur ungern auf? Es sind unheimlich viele Aspekte, die in eine Beratung einfließen und dafür sorgen, dass ein stimmiges Konzept entsteht, das den Bedürfnissen und der Persönlichkeit der Kundinnen und Kunden entspricht.

Zwar stehen Einrichtungskonzepte inzwischen im Vordergrund, aber nach wie vor kannst du bei Sabine nach hübschen Accessoires stöbern.

Wie nimmst du deine Kundinnen und Kunden während der Konzeptentwicklung mit?

Im ersten Schritt arbeite ich gerne mit Moodboards, konkrete Konzeptansätze und Alternativen visualisiere ich in 3D. Und natürlich spielt mein Showroom eine wichtige Rolle – hier können meine Kundinnen und Kunden Stoffe und Oberflächen fühlen, Farben auf sich wirken lassen und das Zusammenspiel von Möbeln und Accessoires erleben. Wenn es dann an die konkrete Umsetzung geht, bestelle ich die Möbel, koordiniere die Anlieferung und beauftrage eventuell benötigte Handwerksunternehmen – immer in enger Abstimmung mit den Kunden.

Gibt es auch Kunden, die nur das Wohnkonzept in Auftrag geben und sich selbst um den ganzen Rest kümmern?

Ja klar, die gibt es. Und auch diese Aufträge machen mir viel Freude. Für das Komplettpaket entscheiden sich vor allem Kunden mit knappem Zeitbudget. Dadurch sparen sie sich viele Stunden für die Möbelsuche und alles, was damit verbunden ist. Durch die engen persönlichen Kontakte zu meinen Markenherstellern kann ich die ausgewählten Stücke oft sehr viel schneller liefern als z. B. Online-Anbieter. Außerdem arbeite ich mit einer wunderbaren Spedition zusammen, die Lieferungen unterschiedlicher Hersteller sammelt und dann alles zusammen zum Wunschtermin bei den Kunden anliefert.

Du beschäftigst dich täglich mit Grundrissen, Möbeln, Farben, Stoffen. Wie wirkt sich das auf deine eigenen vier Wände aus? Veränderst du oft etwas?

Ich muss gestehen, dass ich sehr an meinen Möbeln hänge. Die meisten habe ich mit meinem Mann ausgesucht, und was uns vor 15 Jahren gefiel, mögen wir noch heute. Wir haben immer schon auf schlichtes und langlebiges Design gesetzt. Auch bei uns gibt es einige schöne Familienerbstücke, von denen wir uns auf keinen Fall trennen würden.
In Sachen Dekoration und Bilder kombiniere ich meine Lieblingsstücke immer mal wieder anders – und natürlich kommt hin und wieder auch Neues dazu. Wenn die Zeit es zulässt, starten wir auch größere Projekte. 2021 z. B. haben wir unserem Flur ein Facelift gegönnt und wir freuen uns noch immer jeden Tag an der Veränderung. Der Flur wird oft stiefmütterlich behandelt, dabei ist er doch das erste Zimmer, das wir beim Nachhausekommen betreten und in dem wir unsere Gäste begrüßen. Unser nächstes Projekt ist das Bad, hier möchte ich gerne mit Tapete arbeiten.

Hast du zum Schluss noch ein paar Tricks, wie man Räume ohne viel Aufwand verändern kann?
Manchmal machen schon wenige Handgriffe den Unterschied. Sofas z. B. stehen oft direkt vor der Wand. Zieht man sie ein Stück weiter nach vorn, wirken sie gleich leichter und einladender. In Sachen Deko gilt: Hingucker statt Krimskrams! Man sollte nur Dinge kaufen, in die man sich wirklich verliebt hat. Und Sachen, an denen man keine Freude (mehr) hat, sollte man gehen lassen. Mir selbst sind auch Düfte wichtig. Ich zünde gerne hochwertige Duftkerzen an oder ich nutze nachhaltige Raumsprays. Im Winter entscheide ich mich meist für erdige Noten, im Frühjahr und Sommer duftet es bei uns nach frischen Kräutern oder Zitrone.

Liebe Sabine – dankeschön für das Interview, ich freu‘ mich schon jetzt auf meinen nächsten Besuch bei dir im Room to Dream!

Gutes für Gutes

Porzellan von Anna Badur

Mit dabei: Anna Badur. Ihr wundervolles Porzellan gehört schon lange zu meinen Favoriten (Foto: Anne Deppe)

(Unbeauftragte Werbung*) Wenn du schon länger hier liest, weißt du, dass mein Herz für kleine und kleinste Labels und Geschäfte schlägt. Gerade jetzt haben sie es besonders schwer. Ich möchte dir deshalb die sehr unterstützenswerte Aktion „Gutes für Gutes“ vorstellen.

Worum geht’s?

Kleine Unternehmen, die Produkte in hoher Qualität in Deutschland oder dem angrenzenden europäischen Ausland herstellen, spenden im Rahmen der Initiative 25 % ihrer Umsätze an die gemeinnützigen Organisationen amref germany (unterstützt die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Afrika), die Arche (engagiert sich gegen Kinderarmut in Deutschland) und die Seebrücke (setzt sich für sichere Fluchtwege und die Entkriminalisierung der Seenotrettung ein).

Beistelltisch Boobsie B von artcanbreakyourheart

Für mich eins der fantasievollsten deutschen Labels: artcanbreakyourheart aus Bielefeld (Foto: artcanbreakyourheart)

An wen die einzelnen Labels spenden, erfährst du in den jeweiligen Online-Shops. Manche haben sich für eine der drei Hilfsorganisation entschieden, bei anderen kannst du beim Bestellen auswählen, welche Organisation die Unterstützung erhalten soll.

Mobile Mehrfachsteckdose Stromer von njustudio

Praktische Alltagshelfer in schön gibt’s bei njustudio. Zum Beispiel den Stromer – ein entzückendes Wesen mit eingebauter Steckdosenleiste (Foto: njustudio)

Trotz der großzügigen Spenden der Labels bezahlst du für deine bestellten Produkte den regulären Preis – ganz ohne Aufschlag. Vielleicht findest du was Schönes – für dich selbst (als Belohnung fürs Zuhausebleiben) oder du lässt einem Herzensmenschen ein Ãœberraschungspäckchen nach Hause liefern?

Design aus sibirischer Birkenrinde von moya

Nachhaltiges Design aus sibirischer Birkenrinde von MOYA (Foto: Sabine Wittig)

Diese fünf an der Initiative beteiligten Labels gefallen mir besonders (aber auch alle anderen sind richtig, richtig gut und haben tolle Produkte zum Ewigbehalten):

Anna Badur
Ihr wundervoll schlichtes Porzellan wird in Thüringen hergestellt. www.annabadur.de

artcanbreakyourheart
Sascha ist der Erfinder der Buchstabenhocker. Er entwirft und schreinert in Bielefeld aber auch andere Lieblingsm̦bel Рoft mit einem Augenzwinkern. Zum Beispiel das Tischchen Boobsie B auf dem Foto oben. www.buchstabenhocker.de

njustudio
Gut durchdachte Produkte made in Coburg. www.njustudio.com

MOYA
Anastasiya fertigt ihre zeitlosen Wohnaccessoires aus einem ungewöhnlichen, nachhaltigen Rohstoff: Birkenrinde aus der sibirischen Taiga.
www.moya-birchbark.com

Theresa von Bodelschwingh
Die hübschen Porzellanbecher „Papyrus“ werden in Bayern produziert.
www.theresa-bodelschwingh.de

Porzellan von Theresa von Bodelschwingh

Porzellanschönheiten von Theresa von Bodelschwingh (Foto: Theresa von Bodelschwingh)

Neben meinen Favoriten findest du bei Instagram noch viele weitere (auch aus den Bereichen Schmuck und Mode). Vielleicht magst du ein wenig stöbern? Dann bitte hier entlang: @gutesfürgutes

*Dieser Beitrag ist mit Werbung gekennzeichnet, da ich auf die gezeigten Labels und die unterstützten Organisiationen verlinke.

Meine liebsten Entdeckungen der Herbst-Blickfang 2019 in Stuttgart

{Werbung (unbezahlt)}   Gleich zweimal fand die Blickfang dieses Jahr in Stuttgart statt. Im März an ihrem Stammort, der Liederhalle und Anfang November an zwei neuen Locations: den Wagenhallen und dem Wizemann. Der Umzug wurde notwendig, da die Liederhalle wegen Renovierung geschlossen ist.

Sie stehen der Designmesse gut, die beiden neuen Veranstaltungsorte. Obwohl sie deutlich weniger Fläche bieten, die Aussteller etwas enger zusammenrücken mussten und nicht so viele Labels teilnehmen konnten wie im Frühjahr. 160 unabhängige Designer aus den Bereichen Interior, Schmuck und Mode waren es dieses Mal – davon 70, die zum ersten Mal nach Stuttgart kamen.

Diese sieben Labels und Produkte haben mir auf Anhieb gefallen:

 

Schnörkellos und wandelbar: Küchenmöbel von Das ganze Leben

Möbel von Das ganze Leben | Foto: Das ganze Leben

Foto: Das ganze Leben

Der Firmenname sagt’s bereits: Die Produkte des Möbellabels aus Südtirol sind fürs ganze Leben gemacht. EVA ist ein modulares System, das sich gerne anpasst. Die Module lassen sich ganz individuell kombinieren – auch nachträglich. Das Material: Birkensperrholzplatten aus Finnland. Naturbelassen geölt oder farbig lackiert. Hergestellt werden die Möbel in Welsberg bei Bruneck.

Foto: Das ganze Leben

www.dasganzeleben.it

Schlicht und sturmsicher: Outdoormöbel von Konture

Outdoormöbel von Konture Studio | Foto: Konture

Foto: Konture

Die Gitterrostmöbel wurden ursprünglich für den Außenbereich eines Cafés entworfen. Sie kamen auf der Blickfang so gut an, dass die Designer Norman Kamp und Birger Schneider sie jetzt als eigene Kollektion auf den Markt bringen. Neben verschiedenen Standardgrößen und -farben sind immer auch kundenspezifische Ausführungen möglich. Tische, Bänke und Hocker können das ganze Jahr hindruch draußen stehen – sie trotzen Wind und Wetter. Produzieren lassen die beiden Designer bei einem Stahlbauer im Rheinland.

Gitterrostmöbel von Konture | Foto: Konture

Foto: Konture

www.konture.studio

Clever und nachhaltig: Leuchten und Blumensteher von Milopárda

Leuchte und Blumenständer von Milopárda | Foto: Milopárda

Foto: Milopárda

Bei Milopárda aus Coburg trifft zeitloses Design auf ökologische Verantwortung. Das junge Label verarbeitet ausschließlich Material aus Deutschland und Europa. Die Produkte kommen ohne Schrauben und andere Verbinder aus, sie werden lediglich gesteckt bzw. mit Kordeln verbunden. Gefertigt wird in kleinen – meist sächsischen – Handwerksbetrieben. Besonders schön: die Lampenschirme gibt es in 24 verschiedenen Farben.

www.miloparda.com

Alltagshelfer neu gedacht: der Stromer von Njustudio

Stromer von njustudio, Coburg | Fotos: njustudio

Fotos: njustudio

Das erste Stromhaustier der Welt – so nennen Kathrin Lang, Nina Wolf und Wolfgang Rössler ihren Stromer. Das freundliche Wesen rückt immer dann näher, wenn wir auf dem Sofa arbeiten aber nicht vom Akku abhängig sein möchten. Und wenn Steckdosen zu weit entfernt sind (ich hab‘ den Stromer erst kürzlich auf einer Konferenz entdeckt – zur Versorgung des Beamers). Lieferbar in verschiedenen Ausführungen und Farben. Und immer made in Coburg.

Auf der Internetseite des Designstudios findest du noch weitere gut gedachte und gut gemachte Produkte:

www.njustudio.com

Wunderschöne, in Portugal gefertigte Keramik von Onomao

Keramik von ono mao, hergestellt in Portugal | Fotos: ono mao

Fotos: ono mao

Im Sommer 2018 machten sich die Brüder Arthur und Felix Wystrychowski in Portugal auf die Suche nach einer Manufaktur, die ihre Vorstellungen von Keramikgeschirr in die Realität umsetzen konnte. Glücklicherweise sind die beiden fündig geworden. Ein kleiner Handwerksbetrieb stellt seitdem die hübschen Teller, Schalen und Vasen her.

Ebenfalls im Sortiment von onomao: handgewebte Teppich aus Stoffresten der portugiesischen Modeindustrie.

www.onomao.com

Hocker, Tische und Bänke mit hübsch verdrehten Beinen: Niu

Hocker von Niu aus Luzern | Foto: Niu

Foto: Niu

Die schönsten (Holz)Beine der Messe kommen aus Luzern. Sie sind typisch für die schlichten Tische, Sitzbänke und Hocker der Designerinnen Simone Hölzl und Christine Urich. Hergestellt werden die Möbelstücke aus Kernesche, Eiche oder Nussbaum im Schweizer Kanton Schwyz.

Sitzbank von Niu | Foto: niu

Foto: Niu

www.niuform.ch

Lieblingskleid von Mi fashion aus Prag

Suprematism Kollektion von Mi fashion, Prag | Foto: Mi fashion

Foto: Mi fashion

Das Schöne an der Blickfang ist ja, dass es nicht nur um Interior geht. Jedes Mal finden sich auch kleine feine Modelabels ein. Wie Mi fashion, das Label der tschechischen Designerin Lenka Mulabegovic. Besonders schön fand ich das schwarze Kleid mit den sattfarbigen Linien aus Lenkas aktueller Winterkollektion. Inspiriert von den Werken des russischen Malers Kazimir Malevich.

www.mifashion.cz

Da ich auf die Internetseiten der vorgestellten Labels verlinke, habe ich den Beitrag mit „Webung“ gekennzeichnet.

Fünf Lieblingslabels von der Blickfang Stuttgart 2019

{Werbung (unbezahlt)} Seit vielen Jahren schon ist der Besuch der Blickfang eine feste Konstante in meinem Frühjahrskalender. Rund 250 handverlesene Designer und Labels aus den Bereichen Interior, Mode und Schmuck zeigten vom 15. bis 17. März in der Liederhalle ihre Ideen, Arbeiten und Produkte. Meine fünf liebsten Entdeckungen in diesem Jahr:

Karina Wendt auf der Blickfang Stuttgart 2019 | Fotos: Karina Wendt (links), Sabine Wittig (rechts)

Foto links: Karina Wendt; Foto rechts: Sabine Wittig

Transparenz in allerschönsten Farben: Karina Wendt entwirft schlichtes Alltagsdesign aus Glas. Sie stellt schon seit mehreren Jahren auf der Blickfang aus und ich freu‘ mich jedes Mal auf die filigrane Farbversammlung an ihrem Stand. Besonders mag ich die Vasen, für deren Form sich die Glaskünstlerin von historischen Milchkannen inspirieren ließ.

Glasdosen mit Porzellandeckel von Karina Wendt

Foto: Karina Wendt

Karinas Glasobjekte werden in Brandenburg mundgeblasen und sind absolut spülmaschinenfest.

Lampenschirme aus Heu | Fotos: Almut von Wildheim

Fotos: Almut von Wildheim

Das Material für diese Lampenschirme wächst auf Tiroler Berghängen: Almheu aus biologischer Landwirtschaft. Rahmen und Aufhängung bzw. bei der Stehlampe die Beine sind aus Buchen- oder Eichenholz, für die Kabel werden natürliche Jutefasern verwendet. Gestaltet und produziert werden die nachhaltigen Lampen vom österreichischen Label Almut von Wildheim.

Ich mag diese im wahrsten Sinne des Wortes natürlichen Lampen – und finde sie nicht nur für Zuhause wunderbar, sondern z. B. auch in Clean-Eating-Restaurants oder veganen Cafés.

Porzellan von Studio Spolek | Foto: Studio Spolek

Foto: Studio Spolek

Aneta Koutná und Marija Skoko waren sich während ihres Studiums an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle begegnet, sind der Stadt auch nach dem Ende ihrer Studienzeit treu geblieben und haben dort gemeinsam das Studio Spolek gegründet. „Spolek“ ist tschechisch und bedeutet „Gemeinschaft“.

Porzellan von Studio Spolek | Fotos: Sabine Wittig

Fotos: Sabine Wittig

Die beiden Produktdesignerinnen entwickeln Schönes aus Glas und Keramik. Ihre Kollektion umfasst Leuchten, Schmuck, Geschirr aber auch Fliesen und Raumteiler. Mir hat auf dem Spolek Stand besonders die Porzellanserie Oblong gefallen und ich hab‘ mir ein kleines Tellerchen in wundervollem Pastellrosa gekauft.

Tische Siegelwerk Manufaktur, Stuttgart | Foto: Siegelwerk Manufaktur

Foto: Siegelwerk Manufaktur

Tische wie Podeste. Schlicht, vielseitig, zeitlos und hochwertig gearbeitet: Orwy und Keya von Siegelwerk, einem jungen Designbüro aus Stuttgart.

Den Holztisch Orwy gibt’s in zwei Höhen, drei Farben und mit etlichen praktischen Add Ons. Er kann Steharbeitsplatz sein, Beistelltisch, Hausbar, Badmöbel und vieles mehr. Keya (im Bild ganz vorn) ist aus Aluminium und in sechs verschiedenen Farben lieferbar. Ich mag die schlichte Form der Tische – und ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Auch der Rat für Formgebung findet sie gut und hat sie mit dem German Design Award 2019 ausgezeichnet.

Biertischgarnitur in schön - die Feierei | Foto: Die Feierei

Foto: Die Feierei

Biertischgarnituren in hübsch – made in Baden-Württemberg. Die Feierei aus Radolfzell  fertigt Tische und Bänke, die so praktisch sind wie ihre Vorbilder, aber viel schöner anzusehen und anzufassen sind. Die Hölzer (Esche, Eiche, Kirsche oder Nuss) stammen aus regionaler, nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Klappbeine aus Metall gibt’s in fünf verschiedenen Farben.

Zum Nurdranfeiern eigentlich fast zu schade. Bei mir dürfte die Garnitur auch dauerhaft in der Küche stehen.

Bierbänke von Die Feierei | Foto: Die Feierei

Auf die nächste Blickfang in Stuttgart müssen wir übrigens nicht bis zum nächsten Frühjahr warten – sie findet bereits vom 1. bis 3. November dieses Jahres statt. Und zwar in neuen Räumen: den Wagenhallen und im Wizemann Areal.

Fotos: Karina Wendt (1, 3); Almut von Wildheim (4, 5), Studio Spolek (6), Siegelwerk Manufaktur (9), Die Feierei (10, 11) Sabine Wittig (2, 7, 8)

Was machst du jetzt eigentlich?

Seitdem ich (z.B. hier) das Ende meines Online-Shops angekündigt hab‘, haben mich etliche Fragen von euch erreicht. Und ich dachte, ich beantworte die häufigsten einfach hier nochmal. Für alle. Also:

Was arbeitest du jetzt?

Ich hab‘ das nie offensiv kommuniziert, aber la mesa war immer ein ‚Nebenher‘. Im Hauptjob arbeite ich seit mehr als 17 Jahren freiberuflich als PR-Beraterin und Texterin. Darauf konzentriere ich mich jetzt wieder.

Und was machst du da genau?

In der Hauptsache schreibe ich Kommunikationskonzepte und ich texte z. B. für Internetseiten, Mitarbeiterzeitschriften, Corporate Blogs, Newsletter und PowerPoint-Präsentationen.

Konntest du alle Produkte aus deinem Shop verkaufen?

Nein – das hatte ich auch nicht erwartet. Ich hatte in den letzten Monaten nur noch wenig Ware nachgeordert und praktisch keine neuen Produkte mehr aufgenommen, sodass das Lager angenehm luftig wurde. Seit Mitte November gab’s großzügige Rabatte in meinem Shop – da wurde nochmal kräftig bestellt und vieles war am Ende ausverkauft. Aber es ist schon noch ein bisschen was übrig.

Was machst du mit den Sachen, die nicht verkauft wurden?

Einige Lieblingsstücke hab‘ ich mir für mich selbst genommen. Manches kommt in den ‚Geschenkevorratsschrank‘. Dort sammle ich Hübsches um immer ein Präsent oder ein kleines Mitbringsel zur Hand zu haben. Die restlichen Dinge werden im Freundeskreis verschenkt bzw. gehen ins Sozialkaufhaus.

Hase aus Bisquitporzellan | Foto: Sabine Wittig

Wirst du auch deinen Blog schließen?

Nein – ganz im Gegenteil. Der Plan ist, wieder sehr viel häufiger zu bloggen. Das Stylen und Fotografieren der Produkte war mit meine Lieblingsbeschäftigung als Shopbetreiberin und ich freue mich drauf, bald wieder mehr Zeit und Muße dafür zu haben.

Gehst du weiterhin auf Messen?

Die üblichen Branchenmessen lasse ich jetzt erst mal ausfallen. Ehrlich gesagt, bin ich während der letzten Jahre ein bisschen messemüde geworden. Aber kleinere Veranstaltungen abseits des Mainstreams werde ich nach wie vor besuchen. Ich mag die Interiorwelt ja schon gern und find’s nach wie vor spannend, vor allem kleine und besondere Marken zu entdecken. Nachdem la mesa nun wegfällt, soll mein Blog (auch) zur Sammelstelle für kleine und kleinste Labels werden. Im nächsten Jahr – und mit etwas Abstand – gehe ich vielleicht wieder zur Ambiente nach Frankfurt oder zur Möbelmesse nach Köln. Mal sehen.

Glas, Samt und Porzellan | Foto: Sabine Wittig

Was passiert mit dem Raum, in dem la mesa untergebracht war?

Das ist mein aktuelles Lieblingsprojekt! Aus dem la mesa Showroom (der sich ja im Untergeschoss unseres Wohnhauses befand) wird eine Kombination aus Atelier (zum Fotografieren für azurweiss), Bibliothek und Gästezimmer. In den nächsten Tagen werden die letzten Regale abgeholt. Sobald der Raum leer ist, geht’s an die Planung und Neugestaltung. Die wichtigste Neuanschaffung wird ein Schlafsofa für Gäste sein. Falls du da Tipps hast – schreib‘ mir gerne unter sw@nullsabine-wittig.de . Ich hab‘ mir noch nicht so wahnsinnig viele Gedanken dazu gemacht und freu‘ mich über jede Anregung!

Mir bleibt jetzt noch, ein letztes Mal Dankeschön zu sagen. Für die vielen Bestellungen, die netten Kontakte, die schönen Rückmeldungen und für die vielen persönlichen Begegnungen auf Messen, Veranstaltungen und während der Open Showrooms hier bei uns im Haus.

Es war eine wundervolle Zeit! Danke!

la mesa small interior labels

Fotos: Sabine Wittig, Mirja Höchst

Porzellan trifft Birkenrinde: Anna Badur & Moya Birchbark

Ausstellung von Anna Badur und Moya Birchbark bei Trofejas in Berlin-Charlottenburg | Fotos: Sabine Wittig{Werbung (unbezahlt)} Zwei kreative Designerinnen, beide leben in Berlin, jede führt ihr eigenes kleines Label. Anna Badur und Anastasiya Koshcheeva. Anna entwirft Wundervolles aus Porzellan, Stoff und Stein. Anastasiya hat sich ganz der Birkenrinde als Werkstoff für ihre  Wohnaccessoires verschrieben. Bei einer Veranstaltung haben die beiden Frauen sich kennengelernt und arbeiten seitdem immer mal wieder zusammen. Ihr letztes Projekt: eine gemeinsame Ausstellung ihrer Produkte. Ich hab‘ die beiden im März – am vorletzten Tag der Ausstellung – in Berlin besucht und war begeistert, wie fein ihre Kollektionen zusammenpassen.

Anna Badur und Moya Birchbark bei Trofejas in Berlin-Charlottenburg | Fotos: Sabine WittigAnnas Arbeiten kenne ich schon länger – vor allem ihre erst kürzlich entstandenen Porzellanserien mag ich sehr. Die Teller, Becher und Vasen haben etwas Flüchtiges, Leichtes. Erinnern an Wasser, Nebel, Gischt und an die permanent wechselnden Muster, die Meereswellen in Sand zeichnen. Das verwundert nicht, denn Annas wichtigste Inspiration ist die Nordseeküste. Dort ist sie aufgewachsen.

Porzellanserie TIDE von Anna Badur | Foto: Sabine WittigDie Dessins werden von Hand aufgemalt und sind auf jedem Stück ein bisschen anders.

Moya Birchbark im Showraum Trofejas in Berlin-Charlottenburg | Fotos: Sabine WittigBirkenrinde als Material für Wohnaccessoires? Was man wohl nicht auf Anhieb in Zusammenhang bringt, ist in Wirklichkeit traditionelle sibirische Handwerkskunst. Unter ihrem Label MOYA verwandelt die deutsch-russische Designerin Anastasiya Koshcheeva das Naturprodukt in schlichtes, nachhaltiges Design.So schön. Für ihre Vorratsdosen, Leuchten und Hocker nutzt sie naturbelassene Rinde aus der Taiga Sibiriens. Geerntet wird einmal pro Jahr. Dabei wird darauf geachtet, dass die innere Rindenschicht nicht verletzt wird und die Bäume keinen Schaden nehmen.

Vorratsdosen aus Birkenrinde von Moya und Porzellanteller von Anna Badur | Foto: Sabine WittigWomit ich nicht gerechnet hätte: Die Vorratsdosen sind lebensmittelecht – Kaffee, Tee und Leckereien dürfen also ohne zusätzliche Verpackung rein. Die Behälter können mit Wasser ausgespült werden, ohne dass sich das Material verzieht, austrocknet oder porös wird. Ziemlich gut, oder?

Showraum Trofejas in Berlin-Charlottenburg | Fotos: Sabine WittigNicht nur die Produkte von Anna und Anastasiya passen aufs Schönste zusammen – die beiden Designerinnen haben sich für ihre Ausstellung auch einen perfekten Rahmen gewählt: den Showraum Trofejas im Erdgeschoss eines Wohnhauses in Berlin-Charlottenburg. Die eklektische Möblierung des Raums erzeugt spannende Stilbrüche und ist wunderbare Bühne für feines Design.

Der Trofejas Showraum befindet sich in der Wielandstraße 31 in Berlin-Charlottenburg. Einfach während  der Öffnungszeiten an der Haustür klingeln!

Fotos: Sabine Wittig

Zu Besuch im Museum der Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Museum Schloss Fürstenberg an der Weser | Foto: Fürstenberg

Lohnender Zwischenstopp auf unserem Weg an die Ostsee: Das Museum Schloss Fürstenberg im Weserbergland. | Foto: Fürstenberg

{Werbung (unbezahlt)} Wenn du hier schon länger mitliest, kennst du meine Schwäche für feines Porzellan.   Immer, wenn wir auf Reisen gehen, schaue ich, ob nicht ein Porzellanmuseum auf der Strecke liegt. Auf dem Weg in einen kurzen Ostsee-Februar-Urlaub war’s für Herrn azurweiss und mich nur ein kleiner Schlenker zum Museum der Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Die Manufaktur wurde 1747 von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gegründet und noch heute entstehen dort die wundervollen Produkte aus ‚weißem Gold‘ größtenteils in Handarbeit. Das Museum befindet sich direkt neben der Manufaktur – im ehemaligen herzoglichen Jagdschloss. Es wurde erst im März 2017 – nach längerer Umbau- und Sanierungsphase – neu eröffnet. Das Konzept: Die faszinierende Geschichte der Manufaktur hautnah erlebbar machen. Uns hat die Mischung aus klassischer Exponatpräsentation, kleinen Geschichten, digitaler Projektion, Besucherwerkstatt und Mitmachbereichen, in denen Anfassen ausdrücklich erwünscht ist, bestens gefallen. Und ich hab‘ mich gefreut, dass Museumsleiter Dr. Christian Lechelt (den ich ein ganz kleines Bisschen um seinen Job beneide) sich während unseres Besuchs Zeit genommen und ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Auch im Vorfeld durfte ich ihm einige Fragen stellen – daraus ist das folgende Interview entstanden:

Porzellanmuseum Fürstenberg in Fürstenberg an der Weser | Foto: Fürstenberg

Porzellangeschichte(n) – wunderschön erzählt | Foto: Fürstenberg

Was fasziniert Sie am Werkstoff Porzellan?

Porzellan ist ein ganz eigenwilliger und eigentümlicher Werkstoff. Der berühmte Direktor der Meissener Manufaktur in den 1920er Jahren, Max Adolf Pfeiffer, hat es treffend ausgedrückt: „Porzellan ist der schönste Werkstoff, den der Mensch sich selbst geschenkt hat.“ Zwei Aspekte kommen hier zum Ausdruck: Zunächst die Ästhetik des Materials. Schneeweiß, spiegelglänzend, lichtdurchscheinend. Das ist unvergleichlich und nur dem Porzellan eigen. Es gibt kein anderes Material, das diese Qualitäten besitzt. Zum anderen ist Porzellan, historisch betrachtet, so etwas wie der erste ‚Kunststoff‘ der Menschheitsgeschichte. Denn es gibt diesen Werkstoff nicht in der Natur, er muss künstlich hergestellt werden. Es werden Rohstoffe kombiniert und einer bestimmten Prozedur unterzogen, um schließlich ein neues Material mit Eigenschaften zu erhalten, die Ausgangsstoffe nicht besitzen.

Neben diesen materialimmanenten Faktoren spielt auch die über tausendjährige Geschichte des Porzellans eine große Rolle. Zunächst war die Porzellanherstellung das Privileg Ostasiens. Er- oder besser gefunden in China, dann auch in Korea und Japan etabliert, gelangten erste Stücke im Mittelalter nach Europa. Dort sorgten sie für Staunen und Furore, da die Vasen und Schalen unvergleichbar waren mit allen anderen keramischen Erzeugnissen, zu deren Fertigung man damals in Europa in der Lage war. Da man sich nicht erklären konnte, wie diese Objekte beschaffen und hergestellt worden waren, glaubte man, es mit Wunderdingen zu tun zu haben. Tatsächlich galt Porzellan bis in die Neuzeit als wundertätig, giftanzeigend oder giftneutralisierend. Deshalb gehörten Porzellanobjekte in jede gute Kunst- und Wunderkammer und wurden damit ein Teil höfischer Repräsentation.

Mit der Entdeckung des Seewegs nach Ostasien begann ein reger Warenaustausch und immer mehr Porzellan gelangte seit dem 17. Jahrhundert nach Europa. Aus den vermeintlichen wundertätigen Objekten wurden nun begehrte Luxusartikel, die man in möglichst großer Fülle besitzen musste. Jetzt begann man auch, das Porzellan nicht nur ob seiner Schönheit und Eigenwilligkeit zu bewundern, sondern es auch zu benutzen. Zugleich entstanden die ersten Porzellansammlungen und – von den Niederlanden ausgehend – setzte die Mode der Porzellankabinette ein, die schließlich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein zu einem integralen Bestandteil der Schlossbaukunst wurden.

Analog zu dem Europa erfassenden Porzellanfieber wurde an vielen Orten und von vielen Menschen versucht, hinter das Geheimnis, das Arkanum des Porzellans zu kommen. Doch trotz außergewöhnlicher und phantastischer Leistungen wie dem Mediciporzellan in Florenz oder den französischen Frittenporzellanen, gelang es nicht, echtes Porzellan zu erzeugen. Erst 1708 schlug die Geburtsstunde des europäischen Porzellans, als es Johann Friedrich Böttger, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus sowie einer ganzen Reihe versierter Fachleute der Bergakademie in Freiberg gelang, in Sachsen echtes Porzellan zu erzeugen. Faszinierend an der Entdeckung des Arkanums ist vor allem, dass es sich nicht um einen Zufallsfund handelte – wie es gerne auch heute noch kolportiert wird –, sondern eine ganz zielgerichtete und mit wissenschaftlicher Genauigkeit geführte Unternehmung war. Daraus entstand schließlich ab 1710 die Meissener Manufaktur, wenn man so will, die Mutter aller Manufakturen Europas.

Mix & Match: verschiedene Porzellanserien im Museum der Manufaktur Fürstenberg | Fotos: Sabine Wittig

Anfassen und mixen erwünscht: verschiedene Fürstenberg Porzellanserien dürfen und sollen von den Besuchern nach Herzenslust kombiniert werden.

Was ist für Sie typisch Fürstenberg?

Fürstenberg blickt auf der einen Seite zurück auf eine 270jährige, faszinierende Geschichte. Dies könnte eine geradezu erdrückende Traditionslast erzeugen, doch Fürstenberg sieht dieses Erbe in meinen Augen als stete Herausforderung. Die Manufaktur hat sich nie auf den Lorbeeren eines ominösen Früher ausgeruht, sondern stets mit dem Blick auf die Gegenwart agiert. So ist gerade auch das 21. Jahrhundert eine hochspannende Phase der Fürstenberg Geschichte, denn die Manufaktur hat sich selbstbewusst als eine moderne Luxusmanufaktur neu aufgestellt. Dieser Prozess ist äußerst faszinierend, da Fürstenberg auf diese Weise an die Gründungsgeschichte einer herzoglichen Unternehmung anschließt, ohne aber in die Falle der Nostalgie zu tappen. Vielmehr entstehen aus der Frage, was eigentlich eine moderne Manufaktur ausmacht, herausragende, anspruchsvolle und innovative Produkte von zugleich poetischer Qualität.

Museum der Porzellanmanufaktur Fürstenberg in Fürstenberg an der Weser | Foto: Sabine Wittig

Der Zeitgeist des 19. Jahrhunderts: die Form Empire mit aufwändigem Dekor

Haben Sie ein Lieblingsstück in der Ausstellung?

Eigentlich sind mir alle Objekte der Museumssammlung gleich lieb, da jedes Objekt mit so viel Geschichte und Geschichten aufgeladen ist. Selbst ein scheinbar banales Stück entpuppt sich bei genauerem Hinsehen und tiefergehender Beschäftigung als Faszinosum. Deshalb war es auch besonders wichtig, sich bei der Auswahl der Objekte für die Dauerausstellung streng zu beschränken, um nicht auszuufern. Gerade weil jedes Stück seine besondere Würde hat, war es mir sehr wichtig, ihm den nötigen Raum zur wirkungsvollen Entfaltung zu geben.

Besucherwertstatt im Porzellanmuseum Fürstenberg | Fotos: Sabine Wittig

Wie kommt der Henkel an die Kanne? Wie wird eine Figur gegossen? Und wie entstehen eigentlich die filigranen Durchbruchkörbe? In der Besucherwerkstatt konnten wir einer Manufakturistin über die Schulter schauen.

Welches ist das älteste Exponat?

Zu den ältesten Exponaten in der Ausstellung – und zugleich auch kuriosesten – gehören ein Teller und eine Tasse mit Untertasse, die von Johann Christoph Glaser bemalt wurden. Glaser war eine sehr umstrittene, zweifelhafte Persönlichkeit in der Geschichte der Manufaktur. Er kam wohl schon 1744 an den herzoglichen Hof, um sich als Arkanist anzudienen. Er muss erfahren haben, dass der Herzog von Braunschweig die Gründung einer Manufaktur ins Auge gefasst hatte. Der Glaser behauptete nun, im Besitz des Wissens um die Porzellanherstellung zu sein und wurde daraufhin beauftragt, eine Manufaktur aufzubauen. 1747 verfügte dann der Herzog, dass das Unternehmen in dem Jagdschloss seiner Vorfahren in Fürstenberg einzurichten sei. Glaser experimentierte, versuchte und probierte in den folgenden Jahren mehr oder minder engagiert, letztlich  aber erfolglos. Denn es stellte sich heraus, dass er seinen vollmundigen Versprechungen keine Taten folgen lassen konnte. Kurz gesagt: er war ein Hochstapler. Es war ihm aber gelungen, sowohl den Herzog als auch den ihm zur Aufsicht übergeordneten Manufakturdirektor jahrelang zu narren und mit (leeren) Versprechungen bei der Stange und den Geldfluss am Leben zu halten. Schließlich flog der Betrug aber auf und man stellte fest „Glaser ist vom echten Porzellan so weit entfernt wie Messing vom Golde“ – und jagte ihn aus Fürstenberg fort.

Es ist bei altem Porzellan selten, ein Objekt einem bestimmten Menschen zuschreiben zu können (einem Porzellanmaler oder einem Dreher, oft kennt man noch nicht einmal den Entwerfer). Daher ist es umso aufregender, dass wir Stücke zeigen können, die ausgerechnet durch die Hände dieses Scharlatans gegangen sind.

Fürstenberg Jahreshasen | Foto: Sabine Wittig

Die Fürstenberg Jahreshasen sind beliebte Sammelobjekte.

Bald wird zusätzlich zur Dauerausstellung das Schaumagazin eröffnet …

… das Schaumagazin ist die letzte Ausbaustufe der Dauerausstellung. Der Sammlungsbestand ist sehr umfangreich, er umfasst etwa 20.000 Objekte. Es ist verständlich, dass wir davon nur einen kleinen Teil in der Dauerausstellung zeigen können. Jedoch möchten wir unsere Besucher zumindest ansatzweise den einmaligen Reichtum unserer Bestände erleben lassen, denn in keinem anderen Museum gibt es eine derart umfangreiche und nahezu enzyklopädische Sammlung von Fürstenberg Porzellan.

Herr Dr. Lechelt, dankeschön für die Einblicke in Ihre Arbeit und die Welt des Porzellans!

Besucherwerkstatt Porzellanmuseum Fürstenberg | Foto: Sabine Wittig

Nicht alle Dekore werden aufgemalt. Einige entstehen mit Hilfe aufgelegter Druckbilder. Auch wie das funktioniert erfährt man in der Besucherwerkstatt.

Schön war’s in Fürstenberg. Inspirierend und faszinierend. Und irgendwann, wenn uns eine Urlaubsfahrt wieder ins Weserbergland führt, kommen wir bestimmt nochmal. Um das Schaumagazin zu besichtigen, um Ãœbersehenes zu entdecken und um erneut im Werksverkauf, der nur ein paar Schritte vom Museum entfernt liegt, zu stöbern.

Historisches Treppenhaus im Museum Schloss Fürstenberg | Foto: Fürstenberg

Ganz in Weiß: das historische Treppenhaus des Museums | Foto: Fürstenberg

Mit diesem Beitrag starte ich eine lose Serie über Porzellanmuseen. Ich hab‘ in den letzten Jahren etliche besucht – manche auch mehrmals – und bin jedes Mal aufs Neue fasziniert. Vielleicht kann ich dich ein wenig mit meiner Begeisterung für Porzellan anstecken? Für diesen Beitrag hat Fürstenberg mir freien Eintritt ins Museum ermöglicht. Dankeschön dafür!

Fotos: Fürstenberg (1,2, 11), Sabine Wittig (3 bis 10)

Zu Besuch bei Nata Pestune (Suntree Studio) in Hamburg

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

{Werbung (unbezahlt)} War’s ein Foto auf Instagram? Ein inspirierender Beitrag auf einem meiner Lieblingsblogs? Oder tauchte sie in meinem Facebook-Feed auf? Ich kann gar nicht mehr sagen, wie ich auf Natas wundervolle Keramik gestoßen bin. Aber ich weiß noch, dass mir die schlichten Teller, Becher, Kannen & Co. auf Anhieb gefallen haben. Sehr. Eine Auswahl von Natas Kollektion hab‘ ich spontan ins la mesa Sortiment aufgenommen. Und meine Hamburgreise im vergangenen Sommer hab‘ ich dazu genutzt, Nata in ihrem Atelier in Eimsbüttel zu besuchen.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Nata Pestune lebt seit gut fünf Jahren in Hamburg. 2014 hat sie ihr Label Suntree gegründet. // Foto links: Sabine Wittig | Foto rechts: Igor Trepeshchenok

Gegründet hat Nata ihr Label vor rund 3,5 Jahren. Ursprünglich hatte die gebürtige Lettin Sinologie studiert – und auch einige Zeit in China gelebt. Dann wurde die Passion für Keramik intensiver und Suntree ist entstanden. Nata teilt sich ihr Studio in Eimsbüttel mit der Grafikerin Friederike Stoffregen, deren Poster und Karten die schlichte Keramik perfekt ergänzen. In einem kleinen Interview erzählt Nata von ihrer Arbeit und verrät ihre drei Hamburger Lieblingscafés.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Ein Laden, zwei Labels: Die Papeterie von Friederike Stoffregen (Studiofrigo) ergänzt Natas Keramik ganz wundervoll.

Nata, woher kommt deine Liebe zur Keramik?

In China spielt Tee eine große Rolle. Während meiner Zeit dort, kam ich täglich mit gutem Tee und der passenden Keramik in Berührung. Da habe ich meine Leidenschaft für das Material entdeckt. Meine ersten selbst gefertigten Stücke waren Teebecher, erst kleinere, dann größere. Ich mag gut verarbeitete Produkte, die schön, funktional und langlebig sind. Keramik und Porzellan sind perfekte Materialien dafür.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Keramik oder Porzellan – für welches Material schlägt dein Herz höher?

Für beide. Aber aus unterschiedlichen Gründen. Porzellan kann Glasuren wunderschön zum Strahlen bringen. An Keramik mag ich das Rustikale, Raue. Keramik und Porzellan – für mich ist das ein bisschen wie Himmel und Erde.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Foto links: Igor Trepeshchenok | Foto rechts: Sabine Wittig

Was inspiriert dich für deine Arbeit?

Zunächst ist da eine Idee in meinem Kopf. Es beflügelt mich, wenn ich genau weiß, was ich tun möchte und ein klares Bild des fertigen Produkts vor Augen habe. Gleichzeitig verändere ich manchmal nur eine Kleinigkeit und es entsteht etwas völlig anderes. Und: Ich probiere gerne unterschiedliche Farbkombinationen aus.

Von Zeit zu Zeit arbeite ich auch mit komplett anderen Materialen – Textilien zum Beispiel. Besonders inspirierend und motivierend sind für mich auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Kreativen.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Schöne Kombi: Becher aus glasierter und Krug aus matter Keramik.

Dein perfekter Arbeitstag …

Ich stehe zwischen sechs und halb sieben auf und drehe eine Runde mit meiner Hündin Luna. Dann mache ich ein paar Yoga-Übungen – einige Asanas und den Sonnengruß. Nach dem Frühstück gehe ich ins Studio. Am liebsten in Begleitung von Luna, wenn sie nicht mit meinem Mann zur Arbeit geht. Ich versuche, mein Tagespensum bis 17.00 Uhr zu schaffen um genügend Zeit für Familie, Sport und zum Lesen zu haben. Obwohl ich meine Arbeit sehr liebe, möchte ich künftig versuchen, sie in maximal fünf Stunden pro Tag zu erledigen um noch mehr Zeit für anderes zu gewinnen.

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Du lebst seit fünf Jahren in Hamburg, welches sind deine liebsten Cafés und Restaurants?

Vor einiger Zeit hat das Glücksburg Altona (Ophagen 1) eröffnet, ein kleines Take-Away-Café, das ich sehr gerne mag. Es gibt dort so liebevoll gemachte vegane Kuchen. Die Alpenkantine (Osterstraße 98) mag ich besonders wegen der leckeren Desserts. Und einen wunderbar leckeren Mittagstisch gibt’s im Café Délice in der Osterstraße 168.

Dankesehr, Nata, für den inspirierenden Nachmittag in deinem schönen Suntree Studio!

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

azurweiss Atelierbesuch bei suntree studio in Hamburg | Foto: Sabine Wittig

Nachtrag 2022: Inzwischen ist Nata mit ihrem Studio umgezogen.

Fotos: Igor Trepeshchenok (3 + 6), Sabine Wittig (1,2,4,5,7-11)

 

Wenn die Wohnung zum Pop-Up-Store wird

open day bei la mesa im Oktober 2017 Als Herr azurweiss und ich im Oktober 2014 zum ersten Mal unser Haus für einen Tag zum Interior-Laden  machten, war uns im Vorfeld ganz schön mulmig zumute. Würde überhaupt jemand kommen? Wer würde kommen und wie würde es sich anfühlen, wenn sich fremde Menschen in unseren vier Wänden umsehen? Schon nach den ersten Minuten wurde damals klar: Unsere Bedenken waren vollkommen unnötig. Es kamen mehr Gäste als erwartet. Freunde, Bekannte, Nachbarn, Freunde von Freunden, Blogleser, Online-Kunden, Instagram-Follower. Es wurde fröhlich, lustig, bunt und inspirierend. Und es fühlte sich gut an. So wie an den darauffolgenden Open Days und genau so wie vorletzten Samstag, als wir unsere Türen zum inzwischen fünften Mal für den la mesa Open Day öffneten. Viele Stammgäste, etliche neue Kunden und unser fantastisches Helferteam haben den Tag wieder zu einem wundervollen Erlebnis gemacht. Dankesehr an alle, die da waren!

Tag der offenen Tür bei la mesa im Oktober 2017Stephanie hat den Tag mit der Kamera begleitet und ich zeig‘ dir als Dienstags-Inspiration ein paar Dekodetails. Zusätzlich zum la mesa Showroom im Untergeschoss wurde unser Erdgeschoss wieder zum Pop-Up-Store für schlichte Keramik, feines Porzellan, hübsche Papeterie und charmante Kleinigkeiten für Herbst und Weihnachten.

Tag der offenen Tür bei la mesa im Oktober 2017Da ich kaum noch Textiles im la mesa Sortiment habe, hab‘ ich Eva von Lumikello gefragt, ob sie nicht Lust hätte, ein paar ihrer wundervollen Produkte beizusteuern. Ich mag Evas upgecycelte Kissen und ihre schlichten Häkelkörbchen so gerne und finde, sie passen ganz fein zu la mesa.

Tag der offenen Tür bei la mesaInzwischen nutzen wir unser Erdgeschoss wieder zum Wohnen. Das la mesa Sortiment befindet sich wieder ausschließlich im Showroom. Dort kannst du übrigens – nach Voranmeldung – jederzeit gerne reinschauen.

Tag der offenen Tür bei la mesa im Oktober 2017Und am nächsten ‚richtigen‘ Tag der offenen Tür mit Pop-Up-Store im Erdgeschoss und auf der Terrasse wird’s frühsommerlich: Er findet am 5. Mai 2018 statt. Bist du dabei? Ich freu‘ mich heute schon drauf!

Fotos: Stephanie Schetter (13), Eva Kaiser (1), Sabine Wittig (5)

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Zu Besuch im Letterpress Studio von Céline Mehl in Stuttgart

azurweiss atelierbesuch | Foto: Sabine WittigLetterpress? Mit diesem Druckverfahren stellt man die hübsche Papeterie mit den sanften Vertiefungen (über die man am liebsten ständig streichen mag) her. Zum ersten Mal bin ich vor rund drei Jahren mit Letterpress in Berührung gekommen. Während eines Bloggerevents in Célines damaligem Atelier in Stuttgarts Heusteigviertel. Inzwischen ist die Halbfranzösin in die Silberburgstraße umgezogen. Passenderweise in Räume, in denen schon vor einem Jahrhundert Druckpressen im Einsatz waren. Denn: Das Gebäude wurde in den 1890er Jahren von Carl Engelhorn, einem Stuttgarter Verleger, als Wohn- und Verlagshaus errichtet.

Kürzlich habe ich Céline besucht, ihr beim Arbeiten über die Schulter geschaut, über ihre Selbständigkeit geplaudert und ihr ihre Lieblings-Lunch-Adressen in Stuttgart entlockt.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Leidenschaft für Papier

„Die Liebe zum Papier – sie gehört einfach zu mir. Schon als Kind hab‘ ich unheimlich viel gebastelt, Büro und Post gespielt, Alben geklebt, Brieffreundschaften gepflegt“, erzählt Céline. Nach Kunstschule, Mediendesignstudium und einigen Jahren als Grafikdesignerin in einer Werbeagentur hat sie sich 2013 ganz ihrer Leidenschaft für Papier verschrieben und ein Letterpress Atelier eröffnet.

Letterpress Karte von Céline Mehl | Foto: Sabine Wittig

Letterpress Papeterie: nicht nur optisch, auch haptisch ein Erlebnis.

Neben ihrer eigenen Kollektion (vor allem Karten, Geschenkanhänger, Poster) gestaltet Céline individuelle Papeterie – z. B. Einladungen zur Hochzeit oder Sonderanfertigungen für Unternehmen und Agenturen. Die Entwürfe entstehen am Rechner – alles andere ist Handarbeit. Der Prozess beginnt mit der Herstellung der Klischees und Filme. Das sind Schablonen, mit deren Hilfe die Druckpresse das Motiv auf das Papier überträgt.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Bevor gedruckt werden kann, wird die Farbe gemischt. Céline arbeitet mit Volltonfarben nach dem Pantone Farbsystem. Die gewünschten Farbtöne werden anhand eines Pantone Farbfächers ausgewählt und aus verschiedenen Basisfarben gemischt. Um das richtige Mischungsverhältnis zu erreichen, werden die Basisfarben aufs Mikrogramm (!) genau gewogen. Schon kleinste Abweichungen beim Gewicht können den Farbton im gedruckten Produkt verändern.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Die fertig gemischte Farbe wird auf die Druckpresse aufgetragen und die Papeterie Bogen für Bogen eingelegt und bedruckt (und gleichzeitig geprägt). Was sich einfach anhört, erfordert in Wirklichkeit jede Menge Geduld, Gespür und handwerkliches Können. Die Maschine muss exakt auf das jeweilige Papier abgestimmt, Druckpräzision und Farbauftrag müssen laufend überprüft werden. Céline druckt übrigens am liebsten auf einer echten Antiquität: einer Chandler & Price Tiegeldruckpresse, die 1890 in Cleveland, Ohio gebaut wurde und die sie eigens für ihr Atelier aus den USA importiert hat.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Stimmt die Farbe mit dem ausgewählten Farbton überein? Ist die Prägung in Ordnung? Immer wieder checkt Céline das Druckergebnis.

Sollen mehrfarbige Produkte entstehen, werden die einzelnen Farben nacheinander gedruckt. Jede Farbe macht ein eigenes Klischee und einen separaten Druckdurchlauf erforderlich. Ja, Letterpress ist ein aufwendiges Verfahren. Aber die Ergebnisse sind wundervoll. Auch, weil Céline sehr viel Wert auf die richtige Papierqualität legt.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Die Entscheidung, ihren festen Job für die Selbständigkeit aufzugeben hat Céline noch nie bereut. „Ich liebe die Unabhängigkeit. So stressig und verantwortungsvoll es auch ist, und der Staat es einem nicht einfach macht, möchte ich die Freiheit, die ich als Selbständige habe, nicht mehr missen“, erklärt sie. „Mein perfekter Arbeitstag: Mit einem guten Frühstück und vielleicht ein bisschen Yoga in den Tag starten. Ohne Stau ins Studio fahren, das Dringlichste abarbeiten um den Stein für den Tag fallen lassen zu können. Dann bei guter Musik Produkte konzipieren und produzieren – um am Abend mit dem guten Gefühl nach Hause fahren, wieder viel erledigt zu haben.“

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Fotos: Sabine Wittig

Célines Lieblings-Lunch-Adressen in Stuttgarts Süden

Wenn Céline keine Lust hat, sich ihr Essen von zu Hause mitzubringen, geht sie gerne ins Claus (Deli & Eismanufaktur) in die Tübinger Straße 41 oder ins Reiskorn in die Torstraße 27. Für den Kaffee zwischendurch empfiehlt Céline das Misch Misch in der Tübinger Straße 95.

Atelierbesuch bei Céline Mehl | Foto: Sabine Wittig

Ich fand meinen Besuch bei und den Austausch mit Céline sehr inspirierend. Hab‘ die Atmosphäre der historischen Räume, den Geruch nach Farbe und das melodische „rtsch, rtsch“ der nostalgischen Druckpressen sehr genossen. Dankeschön, liebe Céline, dass du dir trotz vollen Terminkalenders Zeit für mich genommen hast!

Nachtrag 2022: Inzwischen ist Céline mit ihrem Studio nach Norddeutschland umgezogen.

Céline Mehl
Dot or dash – Studio für Letterpress & Design
www.dotordash.com

Fotos: Sabine Wittig

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